Dienstag, 7. Februar 2012

foodwatch klagt an: Hungermacher Deutsche Bank bricht ihr Versprechen

das ist ein Schlag ins Gesicht aller, die die Spekulation mit Nahrungsmitteln kritisieren und damit etwas gegen den Welthunger unternehmen wollen: Josef Ackermann hat seine Zusicherung an foodwatch, bis Ende Januar das Engagement der Deutschen Bank an den Rohstoffbörsen zu prüfen, und gegebenenfalls aus diesem Geschäft auszusteigen, nicht eingehalten. Stattdessen hat er die Entscheidung auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben und sich außerdem die Zusendung weiterer Emails verbeten.
Jedes Jahr sterben etwa 8,8 Millionen Menschen an Hunger. Etwa 1 Milliarde lebt unter der Armutsgrenze und ist ständig vom Hungertod bedroht. Im Jahr 2010 sind weitere 40 Millionen Menschen unter die Armutsgrenze gerutscht. In der gleichen Zeit sind die Preise für Lebensmittel in den ärmsten Ländern um etwa ein Drittel gestiegen.
HungerObwohl Politiker regelmäßig geloben, die Hunger-Tragödie endlich in den Griff zu bekommen, ist die Anzahl der Menschen, die verhungern, in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. Besonders unfassbar: Der Hunger in einer stetig reicher werdenden Welt ist kein unabwendbares Schicksal. Im Gegenteil, der Hunger ist gemacht, und zwar durch Menschen! Für den Welthunger gibt es viele Gründe: Einen davon hat foodwatch mit der Studie „Die Hungermacher“ dokumentiert: Die Spekulation mit Lebensmitteln an den Rohstoffbörsen. Sie treibt die Preise für Lebensmittel in die Höhe - mit verheerenden Folgen: Die Menschen in armen Ländern können die überlebensnotwendigen Lebensmittel schlicht nicht mehr bezahlen. In diesen Ländern müssen Familien 70 bis 80 Prozent ihres Haushaltseinkommens für Lebensmittel aufwenden. Zum Vergleich: In den westlichen Industrienationen sind es ca. 12 Prozent. Um es noch anschaulicher zu machen: In Deutschland würde eine vergleichbare Belastung bedeuten, dass Brot fast 30, Butter 16 und der Beutel Kartoffeln 50 Euro kostet.
Es ist himmelschreiend: Einige wenige bereichern sich auf Kosten der Allerärmsten! Und sie setzen unser Geld dafür ein. Nämlich das Geld, das wir in Investmentfonds, aber auch in Lebensversicherungen oder Pensionsfonds anlegen. Es ist ein unmoralisches Geschäft, ein Geschäft, das bewusst den Tod von Menschen in Kauf nimmt.
Josef AckermannAuch die Deutsche Bank als eine der größten Investmentbanken ist in diesem schmutzigen Geschäft aktiv. Ihr Vorstandsvorsitzender Josef Ackermann ist gleichzeitig Präsident des Bankenweltverbandes und damit der oberste Bankenlobbyist und einer der einflussreichsten Banker der Welt. Er ist damit auch persönlich verantwortlich für diese fatalen Praktiken der Investmentbanken. Deshalb haben wir ihn im November letzten Jahres mit unserer Kampagne dazu aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die Deutsche Bank ein deutliches Zeichen setzt und aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln aussteigt.
Liebe foodwatch-Interessierte, um unsere Forderung glaubhaft begründen zu können und unsere Kampagne zu starten, war erhebliche Vorarbeit notwendig. Wir mussten einen ausgewiesenen Experten engagieren, um in monatelanger aufwendiger Recherchearbeit den foodwatch Report „Die Hungermacher“ zu verfassen. Druck- und Kommunikationskosten sowie Auslagen für juristische und wissenschaftliche Beratung kommen hinzu. Qualität kostet, aber ohne Qualität gibt es auch keinen Erfolg. Deshalb bitten wir Sie, uns mit 5, 10, oder 20 Euro monatlich zu unterstützen: Werden Sie bitte Förderer/Förderin von foodwatch!
Unsere Forderung an Herrn Ackermann, aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln auszusteigen, verbreiteten wir mit einer E-Mail-Kampagne an die Deutsche Bank. Innerhalb kurzer Zeit hatten sich mehr als 50.000 (!) Menschen daran beteiligt. Am zweiten Tag der Kampagne schrieb uns Herr Ackermann, dass die Deutsche Bank bis Ende Januar eine Entscheidung über den Ausstieg aus dem Geschäft mit Rohstoffen fällen werde. Leider hat sich unsere große Befürchtung – nämlich, dass es sich bei dieser Ankündigung um eine bloße Hinhaltetaktik handelte – auf ganzer Linie bestätigt. Denn vor kurzem erreichte uns ein Brief der Deutschen Bank, in dem diese uns mitteilte, dass sie sich entschlossen hätten, „einen breiteren Ansatz als zunächst geplant zu verfolgen und in den kommenden Monaten (!) eine umfassende Studie (…) zu erarbeiten.“
Deutsche Bank LogoDanach sollen die Ergebnisse der Studie mit internationalen Experten, Wissenschaftlern und Nichtregierungsorganisationen diskutiert werden. Einen Zeitrahmen hat die Deutsche Bank in diesem zweiten Schreiben selbstredend nicht mehr genannt. Man muss kein Hellseher sein, um sich ausmalen zu können, dass dieser Prozess nicht Monate, sondern Jahre in Anspruch nehmen wird und dass an dessen Ende keinesfalls der Ausstieg aus dem Geschäft mit Rohstoffen stehen wird! Weil wir uns das unter gar keinen Umständen bieten lassen wollen, werden Sie bitte Förderer/Förderin von foodwatch und helfen Sie auf diese Weise mit, den Druck auf die Deutsche Bank zu erhöhen.
Fordern Sie mit uns: Schluss mit der allzu durchsichtigen Hinhaltetaktik. Es kann nicht sein, dass Herr Ackermann vorgibt, weitere Monate mit Prüfen und Untersuchen verstreichen zu lassen, obwohl unsere Studie ausreichende Belege für Preissteigerungen durch Spekulation dokumentiert. Jeder weitere Tag, an dem an den Rohstoffbörsen spekuliert wird, gefährdet Leib und Leben unschuldiger Menschen!!
Eines ist sicher: Je mehr Menschen foodwatch regelmäßig unterstützen, desto wirkungsvoller können wir uns gegen die unmoralischen Geschäfte der Investmentbanken und die dafür Verantwortlichen wie Josef Ackermann wehren. Deshalb bitten wir Sie: Gehen Sie direkt jetzt auf unsere Website und werden Sie Fördermitglied von foodwatch:

Vielen Dank und herzliche Grüße,
Ihr
Thilo Bode, Geschäftsführer
Thilo Bode
Geschäftsführer

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