Sonntag, 22. Januar 2012

Buddhismus Eine Religion ohne Gott




Der Buddhismus kennt weder Himmel noch Hölle. Nicht das ewige Leben verspricht er, sondern Erlösung durch Selbsterkenntnis.

Es mag Zufall sein, dass Deutschlands neuestes buddhistisches Zentrum ausgerechnet am »Luther-Stammort« im thüringischen Möhra entsteht – dort wo Martin Luthers Familie ihre Wurzeln hatte, wenige Kilometer von der Wartburg entfernt, auf der der Reformator einst die Bibel übersetzt hat. Doch einen gewissen Symbolwert hat es schon, wenn just am historischen Ursprung des Protestantismus nun tibetische Gebetsfahnen wehen. Und wenn aus Möhras ehemaligem Waldgasthof der »Karma Schedrub Tschöpel Ling« wird, der »Ort, an dem Buddhas Lehre durch Studium und Meditation verbreitet wird«, dann ist das für Besucher, die auf Luthers Spuren durchs Land reisen, zumindest gewöhnungsbedürftig.
Während die christlichen Kirchen im Lande an der Schwindsucht leiden, herrscht in Möhra Aufbruchsstimmung. Hier errichtet die aus Tibet stammende Karma-Kagyü-Linie ihr deutsches Schulungszentrum. Und die aus dem ganzen Bundesgebiet anreisenden Anhänger repräsentieren eine Klientel, die in christlichen Kirchen eher durch Abwesenheit glänzt: junge, häufig gut ausgebildete Erwachsene, die nach spiritueller Orientierung suchen und dafür auch gerne bereit sind, an einem Renovierungswochenende selbst mit Hand anzulegen.








Noch sind deutsche Buddhisten ein Randphänomen. Doch der Zuwachs ist enorm. In den vergangenen 30 Jahren ist die Zahl buddhistischer Gruppen und Gemeinschaften in Deutschland von 15 auf über 600 hochgeschnellt. Die Karma-Kagyü-Linie ist dabei nur eine unter vielen. Schier unübersehbar ist die Vielfalt der Lehrer und Schulen. Und niemand kann genau sagen, wie viele Anhänger die sanfte Lehre des Buddha mittlerweile in Deutschland hat. Anders als im Christentum gibt es im Buddhismus keine »Kirche« im herkömmlichen Sinne, und nirgendwo sind die Gläubigen amtlich registriert. Das kommt dem allgegenwärtigen Trend zur Unverbindlichkeit durchaus entgegen. Die Deutsche Buddhistische Union, ein Dachverband aller Gruppen, geht derzeit von rund 250000 aktiven Buddhisten in Deutschland aus; etwa die Hälfte davon sind eingewanderte Asiaten, die ihren Glauben aus der Heimat importiert haben.





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