Samstag, 21. Januar 2012

Marihuana schadet Lunge weniger als Tabak

Mittwoch, 11. Januar 2012


San Francisco/Rochester – Im Gegensatz zum Tabakrauchen führt die Inhalation von Marihuana nicht zu einer Verschlechterung der Lungenfunktion. In einer Langzeitstudie im US-amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2012; 307: 173-181) war ein mäßiger Konsum der illegalen Droge sogar mit einer signifikanten, wenn auch klinisch irrelevanten Verbesserung der Werte assoziiert.

Die Coronary Artery Risk Development in Young Adults (CARDIA) begleitet seit 1985 eine Gruppe von 5115 Männern und Frauen. Etwa ein Drittel der damals 18- bis 30-Jährigen gab einen Konsum von Marihuana an. Das ist eine für die USA nicht ungewöhnliche Prävalenz. Die meisten rauchten nur gelegentlich, im Durchschnitt 2 bis 3 Mal im Monat einen „Joint“.

Der Tabakkonsum der Raucher lag dagegen im Durchschnitt bei 8 bis 9 Zigaretten am Tag. Dies mag erklären, warum der Marihuana-Konsum auch nach 20 Jahren keine negativen Auswirkungen auf die Lungenfunktion hatte, während es bei den Rauchern wie zu erwarten zu einer Verminderung der Einsekundenkapazität (FEV1) und der forcierten Vitalkapazität (FVC) kam, wie Mark Pletcher von der Universität von Kalifornien in San Francisco und Mitarbeiter jetzt berichten.

Bei den Marihuana-Konsumenten war eine Exposition von bis zu 7 „Joint“-Jahren sogar mit einem leichten Anstieg von FEV1 und FCV verbunden. Ein „Joint“-Jahr bedeutet den Konsum von einem „Joint“ am Tag über 7 Jahre, oder öfter vorkommen dürfte, einem „Joint“ pro Woche über 49 Jahre. Eine Dosis von 10 „Joint“-Jahren, ab der es wieder zu einer Verschlechterung kommt, dürfte auch von regelmäßigen Konsumenten nicht erreicht werden.

Der Anstieg der FEV1 (13 ml/“Joint“-Jahr) und FCV (20 ml/“Joint“-Jahr) war zwar signifikant, aber sicherlich nicht mit einer klinisch relevanten Verbesserung der Lungenfunktion verbunden, berichten die Autoren: Was auch der Vergleich zu den Lungenschäden durch das Rauchen zeige. Bei 50 Packungsjahren nahm die FEV1 im Durchschnitt um 332 ml und die FVC um 229 ml ab.

Die Ergebnisse bedeuten nun nicht etwa, dass Marihuana unschädlich ist. Aus pulmologischer Sicht gibt es aus Sicht der Autoren zwar keine Bedenken gegen den medizinischen Einsatz von Marihuana zur Behandlung von Schmerzen, Appetitmangel oder Stimmungsstörungen. Der langfristige Konsum wird vor allem bei jungen Menschen aber mit der Entwicklung von mentalen und psychotischen Störungen in Verbindung gebracht.

Auf eine weitere mögliche Komplikation weisen Forscher der Mayo-Clinic in Rochester Minnesota in Neurogastroenterology and Motility (2012; 24: 20-e1) hin. Junge Männer, die unter dem Syndrom des zyklischen Erbrechens leiden, hatten in der Studie häufiger als andere einen Cannabiskonsum angeben. Ob dies Ursache oder Folge der Konsums ist, konnten sie allerdings nicht herausfinden.
© rme/aerzteblatt.de

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