2.1. Hinduismus
Der Hinduismus zeigte aufgrund seines Aufbaues und der Vielfältigkeit seiner
Anschauungen wenig Tendenzen zum Fundamentalismus. Allerdings trat dann im
19. Jahrhundert auf dem Hintergrund des Kampfes gegen den Kolonialismus ein
Wandel ein. Im Kampf gegen die Kolonialmacht England hat es auch religiösen Widerstand gegeben. Trotz des Wirkens Mahatma Gandhis (1869-1948), der den gewaltlosen Widerstand propagierte, gab es im rechten Spektrum nationalistisch-
religiöse Gruppierungen, die für Gewalt eintraten. Nach der Unabhängigkeit des
Landes haben sich daraus aggressive fundamentalistische Bewegungen gebildet,
die militant gegen andere vorgehen. Es kam dabei zur Vermengung von Politik und
Religion. Bekannt sind die mehrmals verbotenen, gewaltbereiten religiös-rechtsradikalen Vereinigungen Vishva Hindu Parishad (VHP) und Rashtriya Svayamsevak
Sangha (RSS). Sie haben inzwischen Millionen Anhänger. Man wendet sich nun
verstärkt gegen religiöse Minderheiten im Lande wie die der Sikhs, gegen Christen
und vor allem auch gegen moslemische Minoritäten. Die Zerstörung der „Babri-
Moschee“ und dem damit verbundenen Blutbad in Ayodhya sind wichtige Hinweise
auf den gefährlich erstarkenden religiösen Fundamentalismus im Lande. In den
Grenzgebieten nach Pakistan finden wir diesen Fundamentalismus ebenfalls – im
Kampf gegen moslemische Fundamentalisten.
Ähnlich problematische politisch-religiöse Bewegungen gibt es bei den unter-
drückten tamilischen hinduistischen Bewegungen in Sri Lanka.
2.2. Buddhismus
Zunächst widerspricht dem Buddhismus jede Form des Fundamentalismus, so
wie wir ihn in der Gegenwart verstehen.
Trotzdem: Auch hier finden sich in neuerer Zeit stärker Tendenzen zu fundamentalistischen Haltungen, vor allem in Sekten des Mahayana-Buddhismus, im tibetanischen Buddhismus und in Gruppen, die synkretistisch den Buddhismus mit anderen
religiösen Vorstellungen verbinden. Gerade in Japan ist dies besonders augenfällig,
denken wir nur an die berühmt-berüchtigte Sekte „Aum-Shinrikyo“ mit ihren Anschlägen in der Tokyoter U-Bahn. Deren Führer hat ja buddhistische Elemente mit
hinduistischen, islamischen und anderen vermischt und den Tod als etwas Schönes
gepriesen.
Auch sonst finden sich bei japanischen buddhistischen Gruppen fanatisch-
fundamentalistische Tendenzen, ebenso in Sri Lanka bei bestimmten Gruppen im
Kampf gegen die Tamilen.
2.3. Entwicklung in China
Nachdem in China bestimmte religiöse Gruppen behindert werden, ist es schwer
zu sagen, ob dort fundamentalistische Bewegungen eine größere Rolle spielen.
Über die Falungong-Bewegung haben wir in der Presse viel gehört. Unabhängig
von der Tatsache, dass sie in China verfolgt wird, kann man feststellen, dass sie
teilweise enge fundamentalistische Vorstellungen hat, was allerdings heute von der
in Deutschland agierenden Falungong-Gruppe bestritten wird. Wenn man aber tiefer
einsteigt und die Äußerungen ihres Gründers und „Meisters“ Li Hongzhi näher be-
trachtet, findet man viele fundamentalistische Ansichten mit Absolutheitscharakter.
Auf den Home-Page-Seiten der Organisation in Amerika ist dies klar zu erkennen.
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